Am Beispiel der Grafen von Lehndorff und ihres Gutes Steinort erweitert das vorliegende Buch den Kenntnisstand über die Lebensverhältnisse in der ostpreußischen Gutsherrschaft vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Damit versteht es sich als Beitrag zur Adels- und Sozialgeschichte.
Anhand der Quellen zeichnet die Autorin ein Bild vom adligen und bäuerlichen Leben auf dem am Mauersee im südlichen Ostpreußen, in Masuren, gelegenen Gut Steinort (heute Sztynort in Polen), auf dem die Lehndorffs über 500 Jahre bis 1945 ansässig waren. Eingeordnet in historische Zusammenhänge wird am Beispiel der Lebenswelten der Grafenfamilie und der auf dem Gut tätigen Bauern und unterbäuerlichen Schichten die Geschichte Ostpreußens und des ostpreußischen Adels konkret erlebbar.
Damit verringert die Studie eine Forschungslücke, die sich durch die kriegs- und nachkriegsbedingte Vernichtung von Adelsarchiven heute nur mühsam schließen lässt. Das an den Archivstandorten Berlin-Dahlem, Leipzig und Olsztyn verwahrte Guts- und Familienarchiv der Grafen von Lehndorff in Steinort ist in Umfang und inhaltlicher Breite der überlieferten Quellen singulär. Die Themen reichen von der Ansiedlung bis zur Errichtung des Herrenhauses, vom Lehnsrecht bis zur adligen Herrschaftsausübung, von der Dorfverfassung bis zum bäuerlichen Leben auf dem adligen Gut, von der Religion bis zur Bildung, von der Politik bis zum Leben adliger Frauen.