1) Mourad Kusserow, Märchenhaftes Marokko: Für marokkanische Juden ist die Weitergabe von Märchen, die vor allen Dingen Legenden und Heiligengeschichten sind, ebenso wie die Weitergabe der Geschichte des jüdischen Volkes, von großer Bedeutung. Jüdisch-marokkanische Märchen sind historische Chroniken und Sagen, die sich einfügen in das "Diaspora-Gedächtnis". Sie verketten politische, soziale und religiöse Ereignisse in der wandernden Heimat der Juden und tragen somit der realhistorischen Kontinuität des jüdischen Exils Rechnung. Aber nicht nur für deutschsprachige Marokkaner, sondern für uns alle ist die Begegnung mit den Märchen aus Marokko eine Chance, mehr über die Kultur und den Volksglauben in Marokko zu erfahren. Der Leser wird feststellen, dass uns im Widerschein des Märchengeschehens ein Volk gegenübertritt, dessen alltäglichen Freuden und Leiden auch uns vertraut sind. Motive aus unseren deutschen Märchen erkennen wir wieder: Schneewittchen, Hexen, böse Stiefmütter, gute und böse Geister.
Wenn die Lektüre der Märchen uns Einblicke in die Kultur unserer marokkanischen Nachbarn gibt, kann dies vielleicht dazu beitragen, dass sie uns jetzt vertrauter und weniger fremd vorkommen.
2) Taos Amrouche, Die Zauberkugel. Taos Amrouche hat mit der Aufzeichnung der Märchen aus der algerischen Kabylei das orale Erzählgut vor dem Vergessen gerettet. Sie geben tiefe Einblicke in Mentalität und Lebenswirklichkeit.