Je vielfältiger und individueller gegenwärtige Lebenswelten werden, desto stärker sind ihnen Differenzerfahrungen eingeschrieben. Differenzen können sich auf Kategorien wie Geschlecht, Klasse, Ethnie, Alter, Dis-/Ability oder Mensch/Tier beziehen; Differenzerfahrungen finden sich aber auch in Film und Medien, wenn es um Kontraste wie hell/dunkel oder Close Up/Totale geht. All diese und weitere Dimensionen von Differenz nimmt der Band als komplexe Gebilde kritisch in den Blick und bezieht sie (neu) aufeinander.
Im Mittelpunkt der Beiträge stehen spezifische mediale, materielle und soziale Konstellationen, in denen Differenzen ausgehandelt werden. Diese versammeln dabei eine Vielfalt an Themen und Perspektiven, etwa auf postmigrantische Filme der 1970er Jahre, jüdische Differenzerfahrung im Film, kolumbianischen Film oder queere und diasporische Perspektiven, um nur einige zu nennen. Im Weiterdenken intersektionaler Forschungen, die vor allem soziale Differenzen produktiv in Beziehung setzen, kommt den Bildausschnitten, Montagen, Dispositiven, Sounds etc. besondere Aufmerksamkeit zu.
Die Wendung "differences that matter", mit der u.a. Donna Haraway, Sara Ahmed und Karen Barad argumentieren, gibt einen zentralen Impuls für den Band. ,Unterschiede von materieller Bedeutung' beziehen sich auf entsprechende Forderungen nach Ausdifferenzierung durch kapitalismus- und rassismuskritische Feministinnen of Color bereits seit dem 19. Jahrhundert. Gleichzeitig klingt in
Matters of Difference
die unterschiedliche Wertigkeit der Kategorisierungen selbst an: In einer konkreten Figuration sind bestimmte Differenzen von größerem Gewicht als andere, und auch diese Unterscheidung ist sowohl hergestellt als auch mit materiellen und politischen Implikationen verbunden. Inwiefern kann die Orientierung an komplexen Differenzbeziehungen politisch produktiv sein und welche Rolle spielen dabei filmische, mediale und diskursive Dimensionen?
Matters of Difference
bildet den Auftakt der neuen Reihe
Figurationen - Filmische und mediale Verflechtungen von Differenz
, die sich mit Fragen, Prozessen und Wahrnehmungen von Figuration und Differenz befasst.
Mit Beiträgen von
Svea Bräunert, Angelica Fenner, Natascha Frankenberg, Karin Harrasser, Bettina Henzler, Till Kadritzke, Katrin Köppert, Gwendolin Domenica Lehnerer, Vera Mader, Sabine Nessel / Tullio Richter-Hansen, Winfried Pauleit, Drehli Robnik, Julia Schumacher / Lea Wohl von Haselberg, Markus Stauff und Susann Winsel.