Obgleich die Sonne noch hoch am Himmel stand, lag Familie Eggers in den Betten. Nicht Krankheit hatte sie hineingetrieben, auch Faulheit nicht, sondern die grimmige Kälte. Auf neun Grad unter Null acht Tage nach Lichtmeß waren so kleine Leute wie der Häusling Harm Eggers mit ihrem Feuerungsvorrat nicht eingerichtet. Der winzige Haufe Sprickerholz und Torf, der noch auf der Diele am Ziegenstall lag, mußte fürs Kaffee- und Kartoffelkochen, also für die innere Erwärmung, gespart werden. Die äußere war nirgends billiger und gründlicher zu haben als im Bett.
In die Lehmwände der engen, unsauberen Stube, die mit ihrem gänzlichen Mangel an Schmuck und der zerbrochenen, notdürftig mit Lumpen verstopften Fensterscheibe nicht nur bei neun Grad Kälte und ungeheiztem Ofen einen frostigen Eindruck machte, waren zwei Schlafschränke, sogenannte Butzen, eingebaut. In der einen lagen Harm Eggers und seine Frau Trina. Sie strickten emsig Strümpfe aus Heidschnuckenwolle. Was fertig war, flog durch die Stube in die Fensterecke, um beim nächsten Kirchgang zusammengerafft und in Steinbeck beim Kaufmann Böcking gegen Kaffee, Zucker und Salz umgetauscht zu werden. In der Wiege vor dem Ehebett schlief ein Säugling, mit einem Bart von Milch und Schmutz um das breite Mäulchen. Der übrige Kindersegen füllte die zweite Butze. Ein zehnjähriger[S. Junge war dabei, sich das Einmaleins in den Schädel zu rammen. Ein siebenjähriger und ein Mädchen von sechs Jahren lasen Bohnen aus. Dabei spielten sie einander allerhand Schabernack, heimlich, um sich den Eltern nicht zu verraten.