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»Freundchen ergieße Dich« (Braun, Karl)
»Freundchen ergieße Dich«
Untertitel Kafka schreibt sich frei
Autor Braun, Karl
Verlag Büchner-Verlag
Sprache Deutsch
Mediaform PDF
Erscheinungsjahr 2025
Seiten 120 S.
Artikelnummer 46681141
ISBN 978-3-96317-962-4
Auflage 25001 A. 1. Auflage
Plattform PDF
Kopierschutz Wasserzeichen
CHF 18.00
Noch nicht erschienen, September 2025
Zusammenfassung

Franz Kafka gilt als der »ewige Sohn«. Als eine Person, die es nicht geschafft hat, dem Schatten eines übermächtigen Vaters und der kleinbürgerlichen Familie zu entfliehen. Eine Entwicklung wird ihm dabei kaum zugeschrieben, er bleibt der verängstigte, in Scham und Schuld verfangene Sohn. Anhand dreier Texte zeigt Karl Braun auf, dass Kafka sehr wohl eine Entwicklung durchlaufen hat: In den beiden Don-Quijote-Texten vom 21./22. Oktober 1917 bedenkt er die Konsequenzen, die die Befreiung vom Ehezwang mit Felice Bauer für ihn bedeuten. Im »Advokatenbrief« »Liebster Vater« vom November 1919 lässt er, Bilanz ziehend, den Vater weit hinter sich und rechnet mit der Vätergeneration insgesamt ab. In seinem letzten Text »Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse« von 1924 gelingt es ihm, eine Gesellschaft jenseits der Herrschaftsstruktur, die die patriarchale Sumpf-Welt mit Schmutz erfüllt, zu entwerfen. Seit 1923 lebte Kafka mit Dora Diamant zusammen, schwer krank, aber frei. Zusammenfassend wird sein Schreiben - »ich bestehe aus Literatur« (1911) - im Tagebuch-Eintrag vom 5. November 1915 »Freundchen ergieße Dich« als ironisch-paradoxe Nennung des Zu-Vermeidenden analysiert und auf den Punkt gebracht. Vor sich hin gesungen hat Kafka diesen Satz wohl auf der Karlsbrücke.

Karl Braun, Kulturwissenschaftler und Germanist, von 2002-2018 Professor für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft an der Universität Marburg. Wissenschaftliche und literarische Veröffentlichungen.