Die Entdeckung des Politischen im Alten Testament - die unter diesem Titel versammelten Studien würdigen das Werk des Tübinger Alttestamentlers Wolfgang Oswald, das wesentlichen Anteil an eben dieser Entdeckung hat. Der Titel evoziert - in zugegebenermaßen gewagter Adaption - den des Althistorikers Christian Meier: "Die Entstehung des Politischen bei den Griechen". Unter Bezug auf Homer und Hesiod als Quellen für die Anfänge der politischen Theorie im griechischen Kulturraum beginnt auch Wolfgang Oswald seine groß angelegte Pionierstudie Staatstheorie im Alten Israel, um sogleich programmatisch auszuführen: "Was ... für die Griechen gilt, sollte für das Alte Israel nicht minder wahr sein. Auch hier hat sich die Reflexion über das Volk, über das Königtum und die Dynastie, über den Staat und seine Institutionen in den überlieferten Gattungen abgespielt: im Rahmen von Erzählungen und Gesetzbüchern, von Annalen und Sagen. Hat man einmal erkannt, dass sich der staatstheoretische Diskurs im Modus der Erzählung vollzieht, wird schnell klar, dass der Pentateuch und die sog. Geschichtsbücher fast durchweg davon geprägt sind." Dieser Anregung gehen die vorliegenden Studien je auf ihre Weise nach - im Pentateuch und den weiteren erzählenden Überlieferungen des Alten Testaments, im Psalter und in Prophetenbüchern, in Texten des Neuen Testaments und des Talmuds, bis zur Rezeption alttestamentlicher Traditionen in staatlichen Verfassungen der Moderne.