Um sich den Verlust besonders nahestehender Menschen erträglicher zu machen, hatte Hermann Hesse die Gewohnheit, nachdem deren Todesnachricht ihn erreicht hatte und der Schmerz am empfindlichsten war, seine Erinnerungen an die Verstorbenen aufzuzeichnen. Denn eine der wichtigsten Funktionen der Literatur war für ihn das Aufbewahren des Vergänglichen im Wort, das Heraufbeschwören des Gewesenen durch möglichst genaue Schilderung. Solche Rückblicke, genannt »Gedenkblätter«, waren nicht nur Würdigungen der Verstorbenen, sondern stets auch Bestandteile seiner eigenen Lebensgeschichte. Zu den ergiebigsten dieser Aufzeichnungen gehören die Erinnerungen an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Hans, dem letzten der neun Nachkommen aus den beiden Ehen seiner Mutter. Wie es dazu kommen konnte, dass Hans sich im Alter von 53 Jahren das Leben nahm, berichtet der Dichter in dieser ergreifenden autobiografischen Erzählung. Das Nachwort schildert die Vorgänge aus anderen Quellen, ergänzt um die beiden Gedichte, die Hesse dem Bruder gewidmet hat.
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Erinnerung an Hans
- wenn ich wählen müsste, der stärkste, tragischste und schönste Text Hesses überhaupt. Es ist die triumphale Rettung und Rechtfertigung eines ebenso unscheinbaren wie unglücklichen Lebens für die Nachwelt, ein rares Meisterwerk der Bewahrung und Verewigung eines Schicksals.«