Als Martin Luther zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit seinen Reformbestrebungen an die Öffentlichkeit trat, war Erasmus von Rotterdam (1466-1536) schon viele Jahre lang eine der prägenden Persönlichkeiten im Zeitalter des Humanismus. Er prägte nicht nur das Denken der europäischen Intellektuellen, sein Einfluss reichte bis in die Fürstenhäuser und höchste klerikale Kreise seiner Zeit. Die Reformation ist ohne diese herausragenden Renaissance-Gelehrten folglich nicht zu verstehen. Seine humanistischen Schriften, seine Herausgaben der Kirchenväter, seine Satiren wie das »Lob der Torheit« und seine theologischen Texte haben breite Wirksamkeit entfaltet. Seine umfassende Revision des Neuen Testaments, sein »Novum testamentum«, kann als ein Begründer der modernen Bibelexegese gelten.
Die Biographie dieses großen humanistischen Gelehrten aus der Feder des niederländischen Kulturhistorikers Johan Huizinga (1872-1945) ist ein »Klassiker« der geschichtswissenschaftlichen Literatur. Sie liegt nun in einer zweiten Auflage der Übersetzung von Hartmut Sommer vor.