Die Beziehung zwischen Oskar Pastior (1927¿2006), dem bekannten Lyriker und Büchner-Preisträger, und der Securitate ist geprägt von Bespitzelung und Verstrickung. Zugleich ist es eine eindrucksvolle Geschichte über Stärke und Schwäche eines Einzelnen gegenüber den Mechanismen eines Überwachungsstaates. Sie steht am Anfang von Stefan Sienerths Studien zu den Erfahrungen rumäniendeutscher Schriftsteller und Geisteswissenschaftler mit dem kommunistischen Geheimdienst. Grundlage seiner Analysen sind die seinerzeit von der rumänischen Sicherheitsbehörde gehorteten, nun der Forschung zugänglich gewordenen Securitate-Akten. Sienerth legt offen, wie deutschsprachige Autoren aus dem Umkreis Pastiors bespitzelt, bedrängt, verhaftet und verstrickt wurden. Im Zentrum steht dabei der von den Machthabern inszenierte Kronstädter Schriftstellerprozess von 1959. Die quellennah nachgezeichneten, erschütternden Lebenswege bezeugen zivilen Mut und beeindruckendes Verhalten. Die geschilderten Situationen moralischen Versagens gewähren Einblick in Abgründe seelischer Befindlichkeiten in Zeiten totalitärer Willkür.