Der indische Seiltrick fokussiert auf einen wichtigen, aber gefährlich ignorierten Defekt des modernen politischen Denkens, nämlich den unvorsichtigen Gebrauch und den Missbrauch von Sprache. Anthony de Jasay hält ¿den nachlässigen Gebrauch, den Missbrauch und sogar die geradezu Misshandlung der Sprache¿ für einen entscheidenden Fehler des modernen politischen Hauptstromdenkens, das ¿von Jeremy Bentham und John Stuart Mill bis hin zur Gegenwart durch intellektuellen Betrug stark verunreinigt ist¿. Anthony de Jasay betont die Schwierigkeit, Fragen der Wahrheit und Falschheit von Fragen des Glaubens frei zu halten, denn Glaube beruht oft auf Wunschdenken.
Die Offenlegung linguistischer Tricks ist ein zentrales Thema dieses Buches. Viele Begriffe wie beispielsweise ¿Recht¿ oder ¿Gerechtigkeit¿ sind gewöhnlich nicht eindeutig formuliert, so dass subtile Bedeutungsverschiebungen unbemerkt bleiben.
Für Anthony de Jasay gehört die soziale Gerechtigkeit zu den am meisten missbrauchten Begriffen: Sie geht über die gewöhnliche Gerechtigkeit und ihre Regeln hinaus, hat keine eigenen Regeln und ist inhaltsleer, bis der Sprachgebrauch den Bedarf liefert. Da ¿¿gerecht¿ dem ¿ungerecht¿ selbstverständlich überlegen ist [...] verleiht die Verkleidung der Gleichheit in das Gewand der sozialen Gerechtigkeit ihr eine unwiderstehliche moralische Autorität¿, eine Autorität die Anthony de Jasay für unecht hält. Dennoch, so weist er darauf hin, finden zweifelhafte Theorien, die eher an das Gefühl als an die Vernunft appellieren, breite Akzeptanz, was unmerklich, aber unausweichlich zu weniger statt zu mehr Gerechtigkeit, welcher Art auch immer, führt.
Er argumentiert, dass Gerechtigkeit der behaupteten sozialen Gerechtigkeit vorausgeht, so dass jeder Versuch, die Gleichheit in das Gewand der sozialen Gerechtigkeit zu kleiden, eine dem indischen Seiltrick ähnliche Illusion ist, bei der das Seil wie von Zauberhand emporsteigt und an dem der Zauberlehrling emporklettert.