»Flüsse des Schmerzes« und »Wasserfälle der Liebe«, rios de dolor und cascadas de amor. Diese Worte sind auf der Hängematte eingestickt, in welcher die namenlose Protagonistin in einem seltsam riechenden Sommer viel Zeit verbringt. Von diesem Punkt aus erzählt sie, wechselnd zwischen Erinnerungen und dem Jetzt, von zwei bewegten Jahren: Vom Abhauen und Ankommen, von Sex und Drogen, vom Verhältnis zwischen Frau und Mann, von Melancholie, Zorn und der Suche nach sich selbst. Und von einem Ayahuasca-Trip, der als Kulminationspunkt furios beschrieben wird.
»Das Ideal des Kaputten« unterläuft dabei geschickt das Bild, das Jurassica mit ihren Tweets und Posts fein säuberlich aufgebaut hat. Dort ihr »low life«, gespickt mit großen Sprüchen, Drogen, nächtlichen Exzessen und rohem Humor. Hier im Roman das Bild einer reflektierten, feministischen und feinfühligen Erzählerin auf der Suche nach ihrer Rolle, ihrem Platz und nach Liebe außerhalb von gängigen Abhängigkeitsverhältnissen. Jessica Jurassica erweist sich in ihrem Roman als sorgfältige und präzise Autorin. Das Spiel mit den Metaebenen und den Alter Egos beherrscht sie dazu perfekt: Ist Jessica Jurassica ein Pseudonym oder eine Fiktion? Ist die Erzählerin im Roman die Person hinter Jessica Jurassica oder erfunden? Und wer erschafft hier eigentlich wen?
Jessica Jurassica wurde spätestens mit ihrer erotischen Fan-Fiction »Die verbotenste Frucht im Bundeshaus« mit dem Schweizer Bundesrat Alain Berset in der Hauptrolle zum geheimen Star, nicht nur in den sozialen Netzwerken. Ihr erster Roman ist nun eine überraschende, kaum mehr für möglich gehaltene Lektüre.