Obwohl die unvollständige Gestalt als Bestandteil eines narrativen Kontextes in
der griechischen Flächenkunst vielfach greifbar ist, hat sie bislang noch nicht die
Aufmerksamkeit erfahren, die sie verdient. Das vorliegende Werk unternimmt erstmals
eine systematische Auseinandersetzung mit diesem Phänomen. Besonders am Beispiel der
Vasenbilder kann gezeigt werden, dass es sich bei dem Abschneiden einer Figur durch
den Rahmen zumeist um ein sehr bewusst herangezogenes Darstellungsmittel handelt.
Auf diese Weise kann nicht nur Bildraum eingespart und zugleich Handlungsraum
gewonnen werden, sondern es lassen sich an die Teilfigur auch unterschiedliche
semantische Werte knüpfen. Ausgehend von den Gesetzmäßigkeiten der optischen
Wahrnehmung machten sich die Bilderzeuger eben diese kreativen Möglichkeiten
zunutze, ihre dargestellten Inhalte mit gesteigerter Effizienz in Szene zu setzen
und den Betrachter in höchstem Maße einzubinden.