Moritz Wandeler, ein unauffälliger Anlageberater mittleren Alters, wird während einer Zugfahrt von existentiellem Schwindel erfasst. Er hinterfragt die Wirklichkeit, die Wahrnehmung. Spontan setzt er sich ab und fährt ans Meer, ins spätherbstliche Menton an der Grenze zwischen Frankreich und Italien. In einem schäbigen Hotel nimmt er ein Zimmer mit vue de mer und verliert sich in der Betrachtung des Meeres, hinter dem Schrank am Fenster sitzend oder auf Spaziergängen am Strand.
Sein Dasein in Menton - und somit der Text - gleicht selbst der Brandung, die anrollt und zurückfließt: ein Hin und Her, Auf und Ab zwischen kreatürlichem Sein und analysierendem Bewusstsein, Konzentration auf das Ich und philosophischer Schau des Weltganzen. Beim Versuch, das Wesen des Meeres zu erfassen, gerät Wandeler immer wieder in einen Sog, in strudelnde Gedanken, Kindheitserinnerungen und Tagträume, in denen er sich auch alternative Lebensläufe vorstellt. Textpassagen greifen aus ins All, andere zeigen erheiternd den Betrieb im Touristenort, der eine Winterzuflucht für Mitteleuropäer ist. - Am Rand von Wandelers Blickfeld erscheint, schwebt von Zeit zu Zeit ein senfgelber Mantel, dessen schöner Trägerin er mehrmals kurz begegnet. Auch sie hält ihn am Meer fest.