In seinen Abschiedsreden bereitet Mose das Volk Israel auf das Leben im Gelobten Land vor. Auf diese Weise wird im Buch Deuteronomium Israels religiöse, moralische, geschichtliche und rechtliche Identität formiert. Hinter Mose jedoch verbergen sich in der Endgestalt des Buches Deuteronomium Gelehrte der persischen Zeit (5./4. Jahrhundert v. Chr.), die die entstehende frühjüdische Gemeinschaft als Gottesvolk "Israel" etablieren.
Dominik Markl untersucht in seiner Studie erstmals systematisch die rhetorischen und literarischen Mittel, die im Buch Deuteronomium angewendet werden, um im Moabbund eine Glaubensgemeinschaft zu begründen, die nach der Katastrophe des Exils von Neuem erstehen soll. Dabei erweist sich das Buch Deuteronomium als Meisterwerk religiöser und politischer Rhetorik und Didaktik, in dem komplexe textpragmatische Mittel eingesetzt sind. Mose vermittelt, wer "wir" sind und fordert "heute" zu einer Entscheidung für den Bund mit Gott und für seine Tora heraus. Die Erzählstimme des Deuteronomium zeigt, wie Mose "dieses Buch" schreibt und wie das Grab dieses größten Propheten "bis heute" mysteriös verschollen bleibt. Nicht Moses Grab, sondern seine Tora bleibt Israels Erbe und so wird das "Heute" des Deuteronomium zum Geburtstag des Judentums.