Greifswald im schwach industrialisierten Vorpommern wurde in den 1970er und 1980er Jahren zur unbestrittenen Atomhauptstadt Ostdeutschlands. Noch im Jahre 1989 waren hier im Nordosten der DDR etwa 12.000 Menschen mit dem Bau und Betreiben eines riesigen Kernkraftwerkes sowjetischen Typs beschäftigt. Das ehrgeizige Ziel: es sollte an der Ostsee der größte Kernkraftwerkskomplex der Welt entstehen.°°°°Mit der deutschen Wiedervereinigung stand das sowjetisch-ostdeutsche Kernkraftwerk plötzlich auf bundesdeutschem Boden. Das Schicksal des Werkes und des Standortes veränderte sich dadurch dramatisch. Mit Hilfe von umfangreichem und bisher nicht veröffentlichtem Archivmaterial wird untersucht, wie die Kollision von sowjetischer Technik und ostdeutschem Atomstolz mit westdeutschen politischen und wirtschaftlichen Traditionen dieses neue Schicksal gestaltete. Es ist eine Geschichte, die weit über das 'Für' oder 'Gegen' die Nutzung der Kernenergie hinausgeht. Vielmehr wird in diesem Buch gezeigt, wie die Bestrebungen unterschiedlicher Akteure, mit ihren Zukunftsvisionen und unterschiedlichen Meinungen zur symbolisch geladenen Großtechnik des 20. Jahrhunderts, ein deutsch-deutsches Schicksal widerspiegeln.°°°°Per Högselius ist Zeithistoriker, er forscht und lehrt im Bereich Gesellschaft, Wissenschaft und Technik an der Königlichen Technischen Hochschule Stockholm, Schweden.°°