Dinge einander anzuna¨hern, die nicht dafu¨r geschaffen sind - die Fusionierung und Aktualisierung von Bild und Text, von Text und Bild, von Bild und Bild, von Text und Text zu unwahrscheinlichen Montagen -, bildet die Grundlage und Strategie von Falsche Fa¨hrten: eine rohe Zusammenstellung, eine irrefu¨hrende Einfachheit. Zitat ist etwas, was ich schon immer hasste. Meiner Ansicht nach darf man niemals Zitate bringen. Es ist erba¨rmlich, pedantisch, primitiv; man wirkt wie einer, der eines Tages etwas gelesen hat, es gut findet und das zeigen will. Ich bin - so scheint mir - ein Idiot. Ein Idiot, zuerst der alten Garde, der - ho¨chst naiv oder gar peinlich - durch sich selbst, durch ein langja¨hriges, ordentliches Sammeln von Texten und Bildern, das Wahre, das Vernu¨nftige sucht und in der Folge allma¨hlich zu einem neuen Idioten mutiert, der das Absurde und Komische als ho¨chste Macht des Denkens anerkennt. Doch zu Beginn steht die ernsthafte Arbeit, die Lektu¨re, das Anstreichen wichtiger Passagen, die Relektu¨re dieser Anmerkungen und die Auswahl und Abschrift 'von Hand' am Computer und die Ablage in den Ordner 'Falsche Fa¨hrten'. Dabei gilt das Prinzip einer 'gema¨ssigten Schlampigkeit'. Ein gewisses Mass an Ausfransung, also nicht vo¨llig glatte Ra¨nder, geho¨rt zu diesem Unternehmen. Die Arbeit hat nichts mit Theorie oder Wissenschaft zu tun. Vielmehr geht es um eine Ausrichtung auf das Poetische, auf eine ku¨nstlerische Strategie und Produktion. Von Peter Radelfinger