Menschen lernen, was sie tun. Das ist auch in der Schule so. Wer gegen den Schlaf kämpft, lernt gegen den Schlaf zu kämpfen. Wer Vokabeln auswendig lernt, lernt Vokabeln auswendig. Und wer eine Gebrauchsanweisung erstellt, um zu erklären, wie man Brüche kürzt, lernt, mit einer Gebrauchsanweisung das Kürzen von Brüchen zu erklären. Lernen ist also ein Verb, ein Tunwort. Ganz im Geist von Goethe, der weiland festgestellt hat: 'Erfolg hat drei Buchstaben: tun!' Aber eben: Entscheidend ist, was Lernende tun. Und wie sie das tun, was sie tun.
Das Ziel ist klar (oder scheint zumindest klar zu sein): Lernende sollen relevante Kompetenzen aufbauen und entwickeln - und zwar nachhaltig. Es geht also nicht darum, etwas 'gehabt zu haben'. Und es geht nicht darum, 'fertig' zu sein. Lernen ist ein fortwährender Gestaltungsprozess. Eben: Tun! Und im schulischen Kontext werden diese Prozesse in hohem Masse beeinflusst durch die Aufgaben, durch das, was die Lernenden zu tun erhalten. Aufgaben sind ein Dreh- und Angelpunkt, in quantitativer ebenso wie in qualitativer Hinsicht.
Dieses Buch ist deshalb ein Buch zum Nachdenken: Denn wer als Lehrerin oder Lehrer über seine Arbeit nachdenkt, muss über Aufgaben nachdenken. Wer über Aufgaben nachdenkt, muss über Lernen nachdenken. Und wer über Lernen nachdenkt, muss über Schule nachdenken. Es ist aber auch ein Buch zum Handeln: Denn erstens kommt es anders und zweitens wenn man (nach)denkt. Auf der Ebene des alltagspraktischen Handelns wird die Frage aufgenommen, was Lernaufgaben zu 'guten' Aufgaben macht. Damit verbunden ist eine komplett andere und in vielen Teilen auch neue Sicht auf 'Aufgaben' als Werkzeuge zur Aktivierung von Lernprozessen. Wirkungsstarke Lernaufgaben werden in prototypischen Formaten und Beispielen vorgestellt. Doch jedes Lernverhalten ist abhängig vom Kontext, in dem es stattfindet. Deshalb gilt auch für Lernaufgaben: Wie man sie einbettet, so liegen sie einem.