Friedrich Glausers Matto regiert aus dem Jahr 1936 ist ein atmosphärisch dichter, sozialkritischer und zugleich autobiografisch inspirierter Kriminalroman. Der knorrige, aber zutiefst humane Wachtmeister Studer soll herausfinden, wer den Direktor der fiktiven psychiatrischen Anstalt Randlingen ermordet hat und weshalb der Patient Pieterlen geflohen ist. In seinem Streifzug durch "Mattos Reich", das Reich des Wahnsinns, begegnet Studer zahlreichen einfühlsam und überzeugend gezeichneten Figuren, die letztlich an den herrschenden sozialen Verhältnissen, an patriarchalen Machtstrukturen oder schlicht an der stumpfen Grausamkeit ihrer Mitmenschen gescheitert sind und deshalb zu Irren oder Verbrechern wurden. Bedeutung und Reiz von Matto regiert liegen in Glausers psychologischer Sensibilität und seinem Sinn für die Abgründe, die sich hinter alltäglichen Lebensgeschichten auftun. Der etwas überfrachtete und wendungsreiche Krimi-Plot tritt demgegenüber in den Hintergrund.